Die Sache mit dem Sauerstoff

Vor ein paar Jahren stellte mir mal eine sehr kluge Frau folgende Frage:

„Nicole, wenn du dich gemeinsam mit deinen Kindern im Flugzeug befindest und auf einmal gerät dieses durch einen Druckabfall in Not, die Sauerstoffmasken klappen herunter. Was tust du als erstes?“

Ohne lange zu zögern lautete meine Antwort, dass ich unmittelbar und direkt meinen Kindern dabei behilflich sein würde, ihnen ihre Masken aufzusetzen, damit sie sicher versorgt sind.

„Falsch“ unterbrach mich die kluge Frau und meinte, dass das genau die verkehrte Art sei zu reagieren. Ich guckte sie an und dachte…“Spinnt die jetzt total“ 

Als ich jedoch ihre Erklärung dazu hörte, musste ich ihr Recht geben, denn diese überzeugte mich wirklich.

„Nur wenn es dir selber gut geht bist du in der Lage, auch den anderen helfen zu können. Deshalb musst du als erste die Sauerstoffmaske aufsetzen, damit du stabil bleibst und somit auch effizient und mit aller Kraft und Energie deine Kinder versorgen kannst. Das hat auch nichts mit Egoismus zu tun. Verantwortung wäre eine ein viel passenderes Wort dafür.“

Dieses Beispiel mit dem Flugzeug kann man nun auf jegliche Situationen im Leben übertragen. Nur wenn es einem selber gut geht, kann man auch optimal für sein soziales, familiäres Umfeld sorgen und da sein. Verantwortung trägt man nämlich nicht nur für andere, sondern in erster Linie auch für die eigene Person. Es ist sozusagen eine Fürsorgepflicht für sich selbst, in der man steht.

Im praktischen, täglichen Leben wird dieses jedoch sehr stiefmütterlich gehandhabt,  missachtet oder überhaupt nicht berücksichtigt. Man kümmert und bemüht sich um alle und jeden, nur nicht um sich selbst und bleibt somit mitunter auf der Strecke, weil jegliche Energie nur für Menschen und Tätigkeiten um uns herum drauf geht. Bis man regelrecht auf dem „Zahnfleisch“ kriecht, weil man komplett ausgebrannt ist.

Natürlich wird sich gerne um die Menschen gekümmert, die man liebt. Hegt und pflegt die Kinder, den Partner, die Eltern, Freunde. Aber es ist auch erlaubt, sich selbst zu pflegen und seine eigenen Bedürfnisse nach oben zu katapultieren, ohne ein schlechtes Gewissen deshalb haben zu müssen.

Wenn man selber glücklich und zufrieden ist, dann strahlt man dieses auch nach außen und somit ist es auch ein Profit –ein Mehrwert-  für seine Umgebung.

An dieser Stelle passt – wie ich finde – sehr schön ein Zitat des buddhistischen Mönchs Thich Nhat Hanh 

„Wenn wir keinen inneren Frieden haben, wenn wir uns nicht wohl in unserer Haut fühlen, können wir unsere Kinder nicht wirklich gut erziehen. Wenn wir gut für unsere Kinder sorgen wollen, müssen wir gut für uns selber sorgen.“

Deshalb sei mutig, auch mal dem Gedanken in dir Raum zu geben, dass du dir selber wichtig sein darfst. Denn wenn du stets und ständig all die Sauerstoffmasken nur rundherum in der Gegend verteilst, dann bleibt am Ende kaum noch Luft für dich selber übrig.

Der eigene Motor muss am Laufen bleiben, weshalb das Getriebe sich auch ab und zu einem Ölwechsel unterziehen muss, damit alles geschmeidig seinen Gang gehen kann. Mal zurückschalten oder auf Pause stellen. Es ist erlaubt, auch mal alleine durch die Gegend zu fahren.  Man muss nicht immer Insassen mit an Bord haben, die von hinten einwenden: „Fahr mal schneller.“

Du alleine bestimmst dein Tempo. Der“ Fahrzeugbrief“ gehört dir. Und wenn du meinst, jetzt muss neu aufgetankt werden, dann zögere nicht lange und fahre die nächste Tankstelle an.

Ich wünsche dir allzeit gute Fahrt !


 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert