Für Mama

Und jetzt sitzt du mir gegenüber und ich schau in dein Gesicht. Jenes, welches mir seit 53 Jahren so vertraut ist. Ich schau in deine Augen, deren Lider nicht mehr durch blauen Lidschatten verschönert  und von getuschten Wimpern umrahmt sind. Dabei habe ich dich all die Jahre so gesehen, denn auch wenn du die 80 schon lange hinter dir gelassen hast, so war es dir immer wichtig, dass du dein schönes Gesicht schminkst. Doch jetzt ist es dir unwichtig geworden. Aber etwas Lippenstift, den trägst du hin und wieder noch mal auf. Und auch deine langen Fingernägel sind stets lackiert. Neuerdings in Pink, weil eine deiner Enkeltöchter auch genau diese Farbe auf ihren Nägeln trägt. 🙂  „Für Mama“ weiterlesen

Nutze die Chance – der richtige Zeitpunkt

Es ist nie der richtige Zeitpunkt

Es ist nie der richtige Tag

Es ist nie alles gesagt

Es ist immer zu früh

 

Weil wir oftmals die Chancen, die sich uns bieten, nicht nutzen und an uns vorüberziehen lassen. Weil wir aus Angst stumm sind.

Deshalb wird es nie einen Trost geben und du wirst dich niemals vorbereiten können, denn es wird dich immer unerwartet treffen.  „Nutze die Chance – der richtige Zeitpunkt“ weiterlesen

Die letzte schöne Berührung

Mein Vater starb im September 2016 in einem riesigen Krankenhaus hier in Hamburg. Mein größtes Bedürfnis während der Zeit seiner Erkrankung war, dass ich bei ihm sein wollte, wenn dieser Moment eintritt. Doch mein Wunsch erfüllte sich leider nicht, und mein Vater war zu dem Zeitpunkt seines Hinübergehens in eine andere Dimension ganz alleine.

Wir durften ihn kurz nach seinem Tod noch einmal in seinem Zimmer der Station aufsuchen und sehen. Es war meine allererste Konfrontation mit einem toten Menschen. Ihn dort liegen zu sehen, war kein schöner Anblick. Obwohl er noch nicht mal gequält oder so aussah. Aber es fühlte sich für mich nicht richtig an, dass es hier in diesem anonymen Zimmer für mich der letzte Kontakt mit ihm sein sollte, indem ich ihn dort im Krankenhausbett tot liegen sehe und somit dieses letzte Bild von ihm als Eindruck ewig in mir tragen würde.

Am nächsten Morgen, es war ein Sonntag, nahm ich Kontakt mit dem Beerdigungsunternehmen auf. Es war sozusagen meine Premiere, denn niemals zuvor hatte ich damit zu tun gehabt, eine Beerdigung zu organisieren. Und Bestatter brachte ich für mich nur in Verbindung mit Leichenwagen, die ich auf der Straße an mir vorbeifahren sah. Diese Autos, mit ihren schwarzen oder lila Gardinen in ihren Heckscheiben, gesteuert von Fahrern in schwarzen, gediegenen Anzügen und ernsten Mienen. Dieser Anblick war schon immer ein Graus für mich und hinterließ stets ein deprimierendes Gefühl in mir.  „Die letzte schöne Berührung“ weiterlesen