Phagophobie 2.0

Nach langer Zeit ein neuer Eintrag von mir, in dem ich aber ein altes Thema aufgreifen möchte, weil es mich immer noch sehr bewegt. Und anhand der zahlreichen Kommentare und privaten Nachrichten an mich, zeigt es, dass dieses Thema nicht nur mir wichtig ist, sondern auch zahlreichen Besuchern meiner Seite.

Es geht um die Phagophobie, auch Schluckangst genannt, die ich in dem Beitrag wenn-nichts-mehr-geht zum Thema machte und meine Geschichte mit dieser Angststörung berichte.

Gibt man bei Freund Google den Begriff ‚Phagophobie‘ ein, dann erscheint mein Blogbeitrag an dritter Stelle, was anzeigt, dass meine Geschichte sehr oft gelesen oder zumindest angeklickt wurde.

Noch immer gibt es viel zu wenig Aufklärung über die Phagophobie und ich vermute, dass es auch noch immer zu wenig Therapeuten und Ärzte gibt, die sich mit dieser Form der Phobie auskennen und/oder nicht den richtigen Ansatz finden, um mit ihren Patienten umzugehen.

So wurde mir des Öfteren geschrieben und erzählt, dass Phagophobiker tatsächlich in die Schiene Eßstörung/Magersucht geschoben werden. Klar, die Nahrungsaufnahme ist gestört, man hat ein Problem damit, aber mit einer klassischen Eßstörung hat es für mich nichts zu tun.

Phagophobiker wollen nicht abmagern, aber sie tun es, weil sie zu wenig Kalorien zu sich nehmen. Gerne würden sie alles essen, schlemmen und Lebensmittel wieder genießen, doch sie können nicht, weil die Angst vor dem Verschlucken viel zu präsent ist.

Bei Instagram, wo ich ebenfalls über die Phagophobie geschrieben habe, fand ich den Kommentar einer Leserin sehr treffend, denn sie schrieb:

„Es ist, wie vor einem vollem Teller sitzend zu verhungern“

Ganz genauso ist es! Um den Phagophobiker herum sämtliche Nahrungsmittel, doch man traut sich nicht, zuzugreifen, herzhaft reinzubeißen; in den Apfel, das Schwarzbrot, das Steak.

Einigen Betroffenen fällt es leichter zu essen, wenn sie in einem geschützten Raum am Tisch sitzen, wie es z.B. in einer Klinik der Fall ist, wenn Ärzte, geschultes Pflegepersonal um sie herum sind. Wenn sie das Gefühl haben, es könnte ihnen im Falle eines Verschluckens sofort geholfen werden und das Ersticken vermieden.

Es ist diese Angst vor dem Tod, der für mich in Wahrheit eher eine Angst vor dem Leben ist. Jedenfalls war es bei mir der Fall und ich vermute, bei vielen anderen auch.

Kein Vertrauen mehr in sich selbst, in den Körper, in seinen Geist.

Unter einer Phagophobie zu leiden bedeutet, Hunger zu haben. Übersetzt man es in die sinnbildliche Sprache, dann gilt es zu erforschen,

Wonach hungere ich wirklich, was macht mich nicht satt?

Oder aber: Was habe ich eigentlich alles so satt?

Meine Seele kann nichts mehr aufnehmen, so wie der Hals vermeintlich nicht mehr schlucken kann. Den Hals voll haben, es geht nichts mehr rein. Innerlich alles wie zugeschnürt, sodass etwas völlig Normales wie das Essen nicht mehr problemlos funktioniert.

Vielleicht wird man von seiner Umwelt, Freunden, Familien auch nicht mehr richtig gesehen, also löst man sich auch körperlich fast auf, indem man immer dünner wird, kaum noch zu erkennen ist.

Ich bitte alle Phagophobiker, einmal darüber nachzudenken, was es eigentlich ist, wovor sie wirklich Angst haben, wonach sie wirklich hungern und sich sehnen.

Die Phagophobie ist der Feind, so denken wir, doch ist sie in Wahrheit nicht vielleicht doch unsere Freundin, die uns zeigen will….“Hey, bitte schau hin“

Ich habe ein kleines Gedicht geschrieben über die Phagophobie, und vielleicht motiviert dieses euch. Oder ihr findet es einfach nur treffend, vielleicht auch schön, oder wie auch immer.

 

Phagophobie….

….wie schön dein Name doch eigentlich klingt

Fast ein wenig arrogant

und auf dem ersten Wort auch charmant

Würdest du unter deinem Namenskleid

Nur nicht so hässlich und bedrohlich sein

 

Du kommst daher und reißt die Macht an dich

Denkst, du bist so erhaben

Und hinterlässt so viele Fragen

 

Ungebeten schneist du herein

Kommst zu Besuch, machst es dir bequem

Und willst einfach nicht mehr gehn

Dann sitzt man mit dir da

Glaubt, es ist nicht wirklich wahr

Und kann dich und sich überhaupt nicht mehr versteh’n

 

Dir zu Essen geben, braucht man nicht

Da bist du genügsam und pflegeleicht

Willst alles nur ganz weich

Bist zwar erwachsen, doch schreist nach Babybrei

Weil es ist, dir so einerlei

Ob ich darüber verzweifelt schrei‘

 

Du bist ein guter Personaltrainer

Denn klagte man einst über zu viel Gewicht

Wird man dank dir schnell leicht wie eine Feder

Und es kann sehen ein Jeder

 

Über dich sprechen mag man nicht

Weil man sich fühlt dumm und klein

Schämt sich fürchterlich für dich

Wie du da hockst und zeigst dein Gesicht

Wo dein Name doch so schön scheint

Sich schreibt wie ein Gedicht

 

Hungrig ist man neben dir

Und aus DU und ICH wird schnell ein WIR

Doch meine Freundin warst du nie

War unsere Beziehung auch innig und treu

Worüber ich schnell wurde ängstlich und scheu

 

Bis ich irgendwann erkannte

Dass ich nicht fort vor dir kann rennen

Denn ich sollte in Wahrheit nur erkennen

Welche Botschaft du mir brachtest

Von der ich lange, lange dachte

Sie schon zu kennen

Nur beim Namen nicht zu nennen

 

Da hocktest du nun zwei Jahre in meinem Hals

Und es interessierte dich einen Scheiß

Wie schwer ich mich mit dir tat

Und ich bekam von niemanden einen Rat

 

Heute weiß ich, dass du nicht kamst als Feind

Sondern als Freundin

Weil du mir zeigen wolltest

Wonach ich wirklich hungrig bin

Und endlich sah ich ihn, den Sinn

 

Es war das Leben, was mich schreckte

Auch wenn ich Jahrzehnte lang so tat

Als wäre ich kräftig und ganz stark

 

Doch von dir in die Knie gezwungen

Ganz und gar von dir verschlungen

Ging ein Lichtlein in mir auf

Und endlich kam ich nun darauf

Dass mein Hunger nicht jener ist,

Dass mir Wurst und Käse fehlt

Sondern meine Seele nach Nahrung schreit

Und das über eine viel zu lange Zeit

 

Dass ich nichts mehr schlucken konnte

An Problemen und dem Schämen

Am Alleinsein und Gemein sein

Viel zu lange alles wuppte

Auch wenn es immer fluppte

Blieb ich selbst doch auf der Strecke

Und dann kamst du mit der Decke,

Damit ich endlich selbst entdeckte

Dass es in Wahrheit nicht geht um dich

Mit deinem Spiegel sah ich mich

 

Ich habe leider noch kein Plug in für Instagram aktiviert, aber wenn ihr mal dort auf meinem Feed nachschauen wollt, dann gebt bitte nicolinastern ein, und ich findet mich.

Von Herzen alles Liebe

Nicole

 

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